Die Initiatoren der neuen Tussetkapelle | |
Emil Weber | |
Emil Weber war der Hauptinitiator, ohne ihn wäre ein solches Kulturdenkmal wie die neue Tussetkapelle sicherlich nicht entstanden, wer weiß, ob die alte Kapelle jemals restauriert worden wäre. |
Am Dienstag, den 8. Januar 2002 ist Emil Weber trotz langer und schwerer Krankheit unverhofft verstorben. |
Emil Weber wurde am 24.04.1926 in Filz (Gemeinde Obermoldau) im Böhmerwald geboren. Seine Eltern waren Anna (geb. Stegbauer) und Liebreich Weber. Sein Bruder Franz (*12.10.1920), der seit dem 12. Lebensjahr gelähmt war, wurde nur 22 Jahre alt. Die Schwester Marie Lang (*03.04.1923) lebt noch, wie auch er zuletzt, in Uhingen. |
v.l. Marie,
Liebreich, Franz, Anna und Emil Weber |
Seine
Urgroßeltern wohnten in Birkenhaid Nr. 9 und hatten viele Kinder (genaue
Anzahl ist nicht bekannt). Urgroßvater Anton Weber war Landwirt und
Holzwarenerzeuger. Sowohl sein Sohn Josef (Liebreichen Sepperl), als auch
dessen Söhne Johann und Liebreich (Emils Vater) setzten die Tradition
des Holzbearbeitens weiter fort. Großvater Josef erzeugte hauptsächlich
Siebreifen, Geigenbretter, Holzschuhe aus Fichtenholz, Getreideschaufeln
aus Buchenholz und übte auch das Hölzelstoßen aus. Als Nebenbeschäftigung
trieben sie vor dem 1. Weltkrieg Gänse von Böhmen nach Bayern
und verkauften sie dort. Emils Vater erzählte, wie dies vor sich ging:
Die Gänse wurden, getrieben von 2 Schäferhunden, bei Landstraßen
- Philippsreut über die Grenze gebracht. Dabei konnte es auf dem Weg
nach Röhrenbach schon einmal passieren, daß hie und da auch eine
bayerische Gans von den Schäferhunden mitgetrieben wurde. Bei den Bayern
war deshalb jedesmal "Alarmstufe 1", wenn die "Sauböhm"
unterwegs waren, und jeder Bauer war bestrebt, seine Gänse rechtzeitig
in Sicherheit zu bringen. |
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Emil Webers Großeltern väterlicherseits | |
Im Jahre 1925 kauften Emils
Eltern das Haus Nr. 2 in Filz, wo sich sein Vater als Siebreifenerzeuger
selbständig machte. In den 30-er Jahren, der Zeit der Wirtschaftskriese,
mußte Emils Vater seinen Unterhalt im Wald beim Fürst zu Schwarzenberg
verdienen. 1934 verkauften seine Eltern das Haus in Filz und übersiedelten
nach St. Johann (Niederösterreich) zu einem Onkel von Emil, Kantus
Stegbauer, der dort seit 1927 einen Bauernhof bewirtschaftete. Emils Vater erzeugte auch dort Siebreifen. Aber bereits nach einem Jahr zog die Sehnsucht alle wieder in den schönen Böhmerwald zurück. Von 1935 - 1936 wohnte die Familie in Elendbachl Nr. 8 im Haus Paulik (Ondre) und die zehn darauf folgenden Jahre in Elendbachl Nr. 7 im Haus Rothbauer. Bis zur Vertreibung im Juni 1946 war Emils Vater im Gasthaus Adolf Haselberger wieder als Siebreifenerzeuger tätig. |
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Links im
Bild an der Wand lehnend die von Emil Webers Vater erzeugten Siebreifen |
In Obermoldau besuchte Emil Weber bis 1940 die Volksschule. Im Anschluß daran lernte er bis 1943 an der Holzfachschule in Wallern das Tischlerhandwerk. Von 1943-1945 war er Soldat bei der Kriegsmarine. Anschließend war er sechs Monate in englischer Kriegsgefangenschaft, ehe er im Oktober 1945 in den Böhmerwald zurückkehrte. 1946 kam dann die Aussiedlung. Über Winterberg und Furth im Wald führte der Weg nach Grund (Kreis Griesbach). |
Dort heiratete Emil dann am 5. Januar 1948 seine Jugendfreundin Maria Prinz. Aus der Ehe mit ihr gingen zwei Söhne hervor, Helmut (geboren am 2.11.1948) und Emil (geboren am 21.5.1956) Da in dieser Gegend lediglich im landwirtschaftlichen Bereich Arbeitskräfte gefragt waren, zog es Emil 1953 nach Uhingen, ins Schwabenland. Bereits ein Jahr später begann er dort mit dem Bau seines Eigenheimes. |
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v.l. Emils Schwester Marie, seine Frau Maria, geb. Prinz, Emil und sein Schwager Karl Prinz |
Der erste Schicksalsschlag traf Emil Weber im Jahr 1959, als seine erste Frau nach schwerer Krankheit verstarb und ihn mit den beiden Söhnen Helmut und Emil zurück ließ. |
Bereits im Jahr 1960 fand er in Anna Spitzl aus Ratschlag (Gemeinde Untermoldau) die Frau, mit der er den Rest seines Lebens verbringen durfte. Aus dieser Ehe sind die Söhne Gerhard (geboren am 20.6.1961) und Franz (geboren am 1.7.1966) hervorgegangen. |
Emil Weber war immer sehr heimatverbunden.
In der Göppinger Heimatgruppe des Deutschen Böhmerwaldbundes war
er in verschiedenen Ämtern lange Jahre aktiv tätig.
1978 übernahm er die Gemeindebetreuung der Böhmerwald-Heimatgemeinde Obermoldau. Aus der Verbundenheit zur alten Heimat erstand sein sehnlichster Wunsch, die Errichtung einer Gedenkstätte. Den richtigen Patz dafür fand er in Philippsreut, einer kleinen Gemeinde im Bayerischen Wald, über die schon vor der Vertreibung die Wege seiner Landsleute führten. Im Sommer 1981 nahm er deshalb erstmalig mit der Gemeinde Philippsreut Kontakt auf und unterbreitete dem Bürgermeister den Vorschlag einer Patenschaft zwischen Obermoldau und Philippsreut und der damit verbunden Errichtung einer Gedenkstätte. Es fanden viele Gespräche und Treffen statt. Mehrere Modelle wurden erstellt und wieder verworfen, bis man sich schließlich dazu entschloß, die dem Verfall preisgegebene Tussetkapelle aus dem Böhmerwald in Philippsreut zu rekonstruieren. Im April 1983 besuchte er gemeinsam mit dem Architekten Gerhard Edlmann die fast zerfallene Kapelle auf dem Tussetberg. Dort wurden viele Fotos gemacht und die Kapelle, bzw. das, was von ihr übrig war, wurde von Grund auf vermessen. Was folgte, waren Monate und Jahre der Planung und schließlich Fertigstellung der neuen Kapelle. Ob im Urlaub oder nach Feierabend, jede freie Minute verbrachte Emil Weber in einer kleinen Zimmerei in Uhingen, um seine Tussetkapelle zu bauen. Nach zwei Jahren Bauzeit wurden die Einzelteile verladen und nach Philippsreut transportiert, wo sie schließlich an ihrem Bestimmungsort zusammengebaut und aufgerichtet wurden. Der 27. Juli 1987 war dann einer der bedeutendsten Tage in seinem Leben, denn an diesem Tag wurde vom Passauer Bischof Dr. Franz Eder die neue Tussetkapelle in Philippsreut eingeweiht.
Einen großen Einschnitt brachte der 20. Februar 1994 in das Leben von Emil Weber. Ein Schlaganfall lähmte ihn auf der gesamten rechten Seite und der immer arbeitswütige Schreiner war auf einmal zum Nichtstun verurteilt. Trotz eines erneuten gesundheitlichen Rückschlages im Sommer 1999 rappelte sich Emil nicht zuletzt Dank der aufopferungsvollen Pflege seiner Ehefrau Anna wieder auf und war bis zum Schluß meist gut gelaunt und zufrieden. Der Höhepunkt eines jeden Jahres war für ihn immer wieder am 15. August die Wallfahrt in Philippsreut. Bei einem vorübergehenden Aufenthalt im Samariter Stift in Geislingen an der Steige legte er sich nach dem Essen zum obligatorischen Mittagsschläfchen hin. Leider ist er von diesem Mittagsschlaf nicht mehr aufgewacht. Wie ein Blitz hat uns alle diese Nachricht getroffen.
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Wir werden ihn und das was er für uns getan hat nie vergessen! Die Angehörigen |